Kernkraft
Sellafield Grossbritannien

Sellafield gehört zu den ältesten nuklearen Anlagen der Welt. Die nordenglische Anlage wird seit ihrem ersten Tag von schlechten Nachrichten verfolgt. Sogar den Namen verdankt sie einem Zwischenfall. Ursprünglich hatte die Fabrik "Windscale" geheissen und ausser Strom auch Material für britische Atombomben produziert. Im Oktober 1957 platzte eine Leitung, und die Region erlebte ihren ersten radioaktiven Regen. Um die Erinnerung zu tilgen, hat man die Anlage flugs umbenannt.
Aber auch der neue Name Sellafield brachte kein Glück. Als die Wiederaufbereitungsanlage entstand, ist "Sellafield" sogar das zentrale Reizwort der ganzen britischen Umweltschutzbewegung geworden. Eine Reihe von Defekten und Sicherheitspannen hat den Ruf der Anlage seither ebenfalls nicht gebessert. Ende der neunziger Jahre hatten deutsche und japanische Zulieferer den Geschäftsverkehr deshalb einmal abbrechen müssen. Demnächst soll die Anlage schrittweise ausgemustert werden.
Auch in der internationalen Politik ist Sellafield ein Reizwort. Das benachbarte Irland hat den Ausbau von Anfang an erbittert bekämpft. In Dublin klagt man, der Zulieferverkehr mache die Irische See zur "grössten internationalen Atomautobahn", und das Risiko von Unfällen zur See oder in der Anlage sei untragbar. Seit dem "elften September" sind die Warnungen noch dringlicher geworden.

Doch weder Irlands Klage vor dem Internationalen Seegerichtshof in Hamburg Ende 2001 noch eine Anrufung der Vereinten Nationen zwei Jahre später hatte Wirkung. Auch Norwegen hatte sich den irischen Bedenken angeschlossen. Dublin macht nicht nur potentielle Risiken geltend, sondern auch tatsächliche, denn schon heute häuften sich in Dörfern an der Küste Krebserkrankungen. Am Höhepunkt der Auseinandersetzung mit London hatte die irische Regierung einmal demonstrativ Jodtabletten an alle Haushalte der Republik verteilen lassen.

Die Wiederaufbereitung der Hinterlassenschaft britischer Atomkraftwerke hat nach Angaben der Glasgower "Evening Times" dazu geführt, dass in Sellafield 75 Tonnen Plutonium und 33.336 Tonnen Uran eingelagert wurden und nun bei hohen Kosten streng bewacht werden müssen. "Wiederaufbereitung" ist ein Euphemismus, denn verbrauchte Brennelemente werden durch die Bearbeitung nicht wieder verwendbar, sondern sind - da vom hochgiftigen Plutonium getrennt - leichter einzulagern.
Quellen:
☆ Schwerer Atomunfall in England ('Der Bund' 30.5.2005) ☆
🌍 Wikipedia: Sellafield
🌍 Castortransporte (Seite von Hinrich Schultze)
🌍 Frankfurter Allgemeine Zeitung F.A.Z. 17.2.2005
🌍 www.netzeitung.de Wiederaufbereitung in Sellafield