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Western

The Ballad of Cable Hogue
(1970, Abgerechnet wird zum Schluss)

Regie: Sam Peckinpah - Buch: John Crawford und Edmund Penney.
Kamera: Lucien Ballard - Schnitt: Frank Santillo, Lou Lombardo.
Musik: Jerry Goldsmith, Richard Gillis.
Produzent: Phil Feldman, Sam Peckinpah und William Faralla.
Darsteller: Jason Robards jr. (Cable Hogue), Stella Stevens (Hildy), David Warner (Joshua), Strother Martin (Bowen), Slim Pickens (Ben), L.Q. Jones (Taggart), Peter Whitney (Cushing), R. G. Armstrong, Gene Evans, William Mims, Kathleen Freeman, Susan O'Connell, Vaughn Taylor, Max Evans, Felix Nelson.

Der Goldgräber Cable Hogue wird halbtot von seinen Kumpels allein in der Wüste zurückgelassen. Doch das Glück meint es gut mit ihm. Denn Cable findet eine Wasserquelle. Die einzige weit und breit in der Gegend. Cable eröffnet kurzerhand eine Postkutschenstation, die sich zunächst als wahre Goldgrube erweist. In der Hure Hildy findet er passende weibliche Gesellschaft. Doch der Zahn der Zeit packt gnadenlos zu: das Automobil übernimmt die Funktion des Pferdes ...

Sam Peckinpah drehte bereits Erfolgswestern wie Sacramento und The Wild Bunch (Sie kannten kein Gesetz), bevor er 1970 diesen gelungenen Spät-Western inszenierte. Im Gegensatz zu seinen frühen Werken, die recht blutig die Geschichte von Pistolenkämpfen und Morden erzählten, gelang Peckinpah hier eine mit leichter Hand inszenierte Western-Komödie. Ebenfalls überzeugend: Der zweifache Oscar-Preisträger Jason Robards jr. in der Hauptrolle. 🌍 prisma-online.de 

cable hogue

Gewaltorgien
Als Gewaltorgien sind oftmals die Filme Sam Peckinpahs verschrieen, doch, wer Abgerechnet wird zum Schluss kennt, seinen persönlichen Lieblingsfilm und - nach eigener Aussage - den einzigen, den er ganz und gar nach seinen Vorstellungen drehte, der wird die Filme des ungewöhnlichen Regisseurs in einem anderen Licht sehen.

Abgerechnet wird zum Schluss - der deutsche Titel passt und passt wiederum nicht, denn Rache ist zwar das beherrschende Thema, doch da diese so eigenwillig, so typisch für den Protagonisten ausfällt, rückt diesen der Original-Titel, der zugleich das erzählende, balladenhafte betont, mit Recht in den Vordergrund: The Ballad Of Cable Hogue. Hogue, gespielt von dem kürzlich verstorbenen Jason Robards jr., in seiner vielleicht nicht wichtigsten - die dürfte zweifelsohne die des Cheyenne in Leones C'era Una Volta Il West, 1968, sein - wohl aber schönsten Rolle, stellt einen der sympathischsten und liebenswertesten Charaktere des Western-Genres dar. Eine massive Rechtschreibschwäche und zweifelhafte Kochkünste hindern ihn nicht daran, eine florierende Raststätte zu führen, eine tiefe Abneigung gegen Priester hält ihn nicht davon ab, Freundschaft mit dem dubiosen Reverend Joshua Duncan Sloane zu schliessen (köstlich: David Warner), der, mit einem praktischen Wendekragen ausgerüstet, sowohl weltliche Genüsse, als auch geistliche Aufgaben meistert, und schliesslich, gegen alle Vorurteile und bürgerliche Ressentiments, bringt ihn nichts davon ab, die Prostituierte Hildy (Stella Stevens) zu lieben, für die er sogar das grösste Opfer auf sich nehmen will: In die verhasste Stadt zu ziehen.

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Von seinen Gefährten Taggart und Bowen (L.Q. Jones und Strother Martin) ausgeraubt und ohne Wasser in der Wüste zurückgelassen, findet Goldsucher Cable die einzige Wasserquelle weit und breit. Er kauft zwei Morgen Wüstenland, für mehr reicht das Geld nicht, und eröffnet dort die Kutschenstation Cable Springs, die sich bald als wahre Goldgrube erweisen wird und ihren Besitzer reich und angesehen werden lässt. Doch nie vergisst er, was ihm seine Freunde antaten - so wartet er in der Wüste, um sich an den beiden ehemaligen Weggefährten zu rächen. Gott, zu dem er ein camillohaftes Verhältnis pflegt und an den er sich oft - mit leichtem Vorwurf, aber nie zweifelnd - wendet, könne das zwar gern für ihn übernehmen, aber, so meint er, er solle sich damit beeilen, da er es noch erleben wolle.

Nur wenige Elemente erinnern an die bekannteren Peckinpah-Filme, nur der zu Beginn durch einen Schuss zerfetzte Leguan zeigt seine Vorliebe für schockierende, explizite Gewaltdarstellung. Sonst kommt er nahezu ohne die üblichen Brutalitäten aus, ja, greift sogar, für ihn durchaus erstaunlich, auf Humor zurück. Zwar ist nicht jede Pointe geschmackvoll, auch die Slapstick-Einlagen wirken überdreht, doch insgesamt bekommt der Thematik die ironisierende Darstellung sehr gut. Elegant werden lange Zeiträume im Split-Screen-Verfahren oder mit Überblendungen gezeigt, und, als besonderer Clou, sind den einzelnen Charakteren hörenswerte Leitmotiv-Songs von Jerry Goldsmith (Planet Of The Apes, 1967) und Richard Gillis zugeordnet, die diese auch zum Teil selber singen und beweisen, dass Robards nicht nur ein patenter Schauspieler war. Auch, wenn der Film keinem des Regisseurs ähnelt, tauchen hier charakteristische Motive seines Werks wieder auf, etwa die Rolle der Prostituierten, die Kritik am Bürgertum und die Idealisierung des Aussenseiters.

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Hogue stirbt, wie noch kein Westerner zuvor: Er wird von einem Auto überfahren. Mit ihm stirbt auch der alte Westen der Pferde und Postkutschen, aber auch der Western-Film, denn seit den 70ern befindet sich das Genre auf einem bis dato anhaltenden Tiefpunkt. Die grossen Western sind zu diesem Zeitpunkt, bis auf wenige Ausnahmen, gedreht, das Publikumsinteresse lässt - nach einem kurzfristigen Boom des Italo-Stils - nach und kaum ein Filmemacher wagt noch, gegen das belastende ClichŽe, Western seien blosse "Pferdeopern", anzukämpfen. Auch der vorliegende Film wird in Lexika unter der undankbaren, jedoch aussagekräftigen Kategorie "Spät-Western" geführt. Aber Cable Hogue wäre mit seiner Einfachheit, Kindlichkeit, Naivität und auch - das macht die Figur tragisch - mit seiner Toleranz, seinem Mitleid und seiner Menschlichkeit in der Moderne, gegen die er sich wie gegen das Auto stemmte, ohnehin nicht zurecht gekommen. 🌍 Stefan Strucken filmrezension.de 

Running out
After The Wild Bunch, he made The Ballad of Cable Hogue (1970), and after Straw Dogs he made Junior Bonner (1972). Both The Ballad of Cable Hogue and Junior Bonner are about individuals who are running out of time and space - but they are also full of the affirmation of life. (...)
With all the publicity surrounding The Wild Bunch, Peckinpah found himself a viable director, but the difficulties faced during his next production, The Ballad of Cable Hogue, are reminiscent of those affecting Major Dundee. Suffering constant threats from Warner Brothers to close down the film, the production was besieged by problems. Warner Brothers, expecting another action packed "blood bath", took one look at this sweet, comic and lyrical film and refused to invest in its publicity, dumping it to second billing, and letting it die a quick death. The film tells the story of a man, Cable Hogue (Jason Robards), who, robbed and left for dead in the desert, miraculously finds water and survives. Max Evans puts his finger on the pulse when he observes: "To follow the most violent picture ever made with one full of warmth, love and humour, as well as magnificent acting, would ... create yet another world-wide controversy." 🌍 Gabrielle Murray sensesofcinema.com 

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letztmals geändert am 05.09.2023